Irina Scherbakowa: "1968 in Russland – damals und heute" (Vortrag im Rahmen der Richard Löwenthal Lectures)
Die Richard Löwenthal Lecture ist eine neue öffentliche Vortragsreihe, die einmal im Jahr bekannte Forscher_innen zu Osteuropa und den post-sowjetischen Raum ans Osteuropa-Institut einlädt. Richard Löwenthal (1908-1991) war Politikwissenschaftler und von 1961-1974 Professor an der Freien Universität Berlin. Der Sozialist, engagiert im Widerstand gegen den NS, forschte nach seiner Rückkehr aus dem Exil über Totalitarismus, Nationalsozialismus sowie zu politischen Entwicklungen Osteuropas.*
Der Vortrag von Irina Scherbakowa zur historischen wie heutigen Wahrnehmung der Geschehnisse von 1968 in Russland eröffnet als erster Beitrag die Richard Löwenthal Lecture.
Irina Scherbakowa
Dr. Irina Scherbakowa ist Germanistin, Historikerin und Übersetzerin. Sie war 1988 Mitbegründerin der ersten sowjetischen Menschenrechtsorganisation Memorial, in der sie sich bis heute engagiert. Die NGO, heute Internationale Gesellschaft für Historische Aufklärung, Menschenrechte und Soziale Fürsorge Memorial, beschäftigt sich vor allem mit der Erforschung des Stalinismus und dem Gedenken an die Opfer. Bei Memorial leitet Irina Scherbakowa Jugend- und Bildungsprogramme, koordiniert Oral History-Projekte sowie den jährlichen, russländischen Schülerwettbewerb „Der Mensch in der Geschichte. Russland im 20. Jahrhundert“. Sie hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zu den Themen Stalinismus und Erinnerungskultur veröffentlicht.
Neben ihrem Engagement bei Memorial ist sie u.a. Mitglied im Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL), im wissenschaftlichen Kuratorium der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie Vorstandsmitglied der Marion Dönhoff Stiftung. Irina Scherbakowa wurde u.a. mit dem Carl von Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik (2014) sowie der Goethe-Medaille (2017) ausgezeichnet.
Publikationen (Auswahl)
- Nur ein Wunder konnte uns retten. Leben und Überleben unter Stalins Terror. Frankfurt am Main, 2000
- Russlands Gedächtnis. Jugendliche entdecken vergessene Lebensgeschichten (Hg.). Hamburg, 2003
- Zerrissene Erinnerung. Der Umgang mit Stalinismus und Zweitem Weltkrieg im heutigen Russland. Göttingen, 2010
- Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929–1956 (Hg., zus. mit Volkhard Knigge). Göttingen, Weimar, 2012
- Gulag. Texte und Dokumente 1929 – 1956 (Hg., zus. mit Julia Landau). Göttingen, Weimar, 2014
- Der Russland-Reflex. Einsichten in eine Beziehungskrise (zus. mit Karl Schlögel). Hamburg, 2015
- Die Hände meines Vaters. Eine russische Familiengeschichte. München, 2017.
*Zu Richard Löwenthal
- Kurzbiografie der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
- Mike Schmeitzner, "Eine totalitäre Revolution? Richard Löwenthal und die Weltanschauungsdiktaturen im 20. Jahrhundert. (pdf, Friedrich Ebert-Stiftung)
- Heinrich August Winkler, "Ein Denker des Jahrhunderts der Extreme". In: Die Welt, 15.4.2008.
Die Veranstaltung auf Facebook: https://www.facebook.com/events/204937436789585/
Zeit & Ort
20.06.2018 | 16:00
Hörsaal A, OEI, Garystr. 55