Europa jenseits der EU – Europadiskurse in Ost und West
(31 603)
Typ | Master: Kernkurs Modul B; Magister: HS |
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Dozent/in | Rüdiger Ritter |
Leistungspunkte | 5 LP |
Raum | Garystraße 55 Hörsaal B |
Beginn | 15.04.2009 | 16:00 |
Zeit | Mi 16-20 - 14 tägl. (2 SWS) |
Die Aufnahme zahlreicher neuer Staaten in die Europäische Union in den Jahren 2004 und 2007 wurde von zahlreichen Diskussionen darüber begleitet, was Europa eigentlich sein sollte. Selbstbewusst präsentierten die Neumitglieder ihren eigenen Standpunkt, allen voran Polen, was einer breiten Öffentlichkeit anlässlich der Debatte um den Gottesbezug in der EU-Verfassung deutliche wurde. Weniger bekannt, aber nicht minder wirksam war die Tatsache, dass die neuen Länder auch eine Revision des gängigen Lehrmeinung einforderten, nach dem die westlichen Länder die postsozialistischen Staaten in Sachen Demokratie und Rechtsstaat zu unterrichten hätten. Länder wie Polen und Ungarn pochten auf ganz eigenen Traditionen wie etwa die Adelsdemokratien der Frühen Neuzeit in beiden Länder und meldeten das Recht auf eine eigene Entwicklung an. Der Wunsch, zu Europa gehören zu wollen, schlug sich in einer geradezu skurril anmutenden Suche nach dem geographischen Mittelpunkt Europas nieder, wobei die vorgeschlagenen Punkte von Tschechien bis Litauen reichen. Aber auch außerhalb der EU reklamierten Eliten den Mittelpunkt Europas für sich, wie etwa in Belarus, und auch das ukrainische Lviv nimmt für sich das Prädikat einer mitteleuropäischen Stadt in Anspruch. Russland hingegen sah sich unversehens nicht nur aus der EU, sondern auch aus Europa ausgeschlossen.
Widersprüche dieser Art sind aufschlussreich um zu verstehen, wie die einzelnen Länder sich zueinander verorten. Für den Historiker ist es interessant zu beobachten, wie in den EU-Debatten nach 2004 sehr viel ältere Europavorstellungen in transformierter Form erneut wirksam werden. Die Veranstaltung untersucht, wie die jeweiligen historischen Traditionen für diese Verortung wirksam werden. Dabei werden nicht nur die Verhältnisse in den Neumitgliedern, sondern auch in den bisherigen Eu-Staaten betrachtet.
Einführende Literatur:
Wolfgang Schmale: Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität, Stuttgart 2008
Moritz Csáky / Johannes Feichtinger (Hrsgg.): Europa – geeint durch Werte? Die europäische Wertedebatte auf dem Prüfstand der Geschichte, Bielefeld 2007
Widersprüche dieser Art sind aufschlussreich um zu verstehen, wie die einzelnen Länder sich zueinander verorten. Für den Historiker ist es interessant zu beobachten, wie in den EU-Debatten nach 2004 sehr viel ältere Europavorstellungen in transformierter Form erneut wirksam werden. Die Veranstaltung untersucht, wie die jeweiligen historischen Traditionen für diese Verortung wirksam werden. Dabei werden nicht nur die Verhältnisse in den Neumitgliedern, sondern auch in den bisherigen Eu-Staaten betrachtet.
Einführende Literatur:
Wolfgang Schmale: Geschichte und Zukunft der Europäischen Identität, Stuttgart 2008
Moritz Csáky / Johannes Feichtinger (Hrsgg.): Europa – geeint durch Werte? Die europäische Wertedebatte auf dem Prüfstand der Geschichte, Bielefeld 2007