Antisemitismus in Polen nach 1945
(31602)
Typ | Master: Seminar Modul E; Bachelor FMI: Seminar; Magister: Übung |
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Dozent/in | Agnieszka Wierzcholska |
Raum | Garystr. 55 121 |
Beginn | 15.04.2010 |
Zeit | Do 14-16 Uhr
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Antisemitische Haltungen und Ausschreitungen waren in Polen nach 1945 weiterhin präsent: traurige Bekanntheit erlangte dabei 1946 die Stadt Kielce, in der, wie auch in weiteren polnischen Städten, die jüdische Bevölkerung durch die polnisch-katholische Mehrheitsbevölkerung angegriffen und getötet wurde. Obgleich schätzungsweise nur rund 10% der polnischen Juden den Holocaust überlebten, emigrierte ein Großteil von ihnen nach dem Krieg. Massive antisemitische Propaganda führte 1968 erneut zu einer Emigrationswelle. Häufig wird daher von einem „Antisemitismus ohne Juden“ im Nachkriegspolen gesprochen. Umso nachdrücklicher zeigt sich für Polen nach 1945, dass der Antisemitismus kein „Problem der Juden“, sondern ein Problem der Antisemiten ist. Das Seminar widmet sich der Nachkriegsgeschichte Polens unter dem Gesichtspunkt des Umgangs mit polnischen Juden aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei soll folgenden Fragen in gemeinsamer Textlektüre, Referaten und Diskussionen nachgegangen werden: Wann und unter welchen begünstigenden Bedingungen konnten sich antisemitische Haltungen herausbilden? Inwiefern wurde auf antisemitische wie antijudaistische Elemente und Feindbilder aus der Vorkriegszeit zurückgegriffen? Welche gesellschaftlichen und politischen Funktionen erfüllten antisemitischen Aktionen? Wie setzt sich heute die polnische Gesellschaft in öffentlichen Debatten, in Wissenschaft und Schule mit der Geschichte der Juden im eigenen Land auseinander?
Literatur:
- Gross, Jan Tomasz: Fear: anti-Semitism in Poland after Auschwitz: An Essay in Historical Interpretation. New York 2007.
- Engelking-Boni, Barbara / Hirsch, Helga (Hg.): Unbequeme Wahrheiten. Polen und sein Verhältnis zu den Juden. Frankfurt a.M. 2008.