Rückständiger Osten - satter Westen? Imaginationen - Gesellschaftsentwürfe - Wahrnehmungsmuster
(31801)
Typ | Projekt |
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Dozent/in | N.N. Soziologie |
Raum | Garystraße 55 101 |
Zeit | Freitag 10-12 Uhr |
Das Diktum von der Rückständigkeit Osteuropas gegenüber dem Westen ist bis in die Gegenwart in der Öffentlichkeit sowie in den Geschichts- und Sozialwissenschaften wirkmächtig. Die Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft führte zu einer kurzen Renaissance der Theorie nachholender Modernisierung, die aber rasch wieder abebbte. Seitdem werden eine neue Varianz der Entwicklung in den post-sozialistischen Ländern und die anhaltende Divergenz zum Westen betont. Die mental maps der Vormoderne sind dabei nach wie vor prägend. Sie kehren bei der Interpretation der Vorgeschichte der Transformation zurück und scheinen insbesondere den Rückfall einzelner Länder in autoritäre Strukturen, staatliche Ineffizienz und Korruption gut zu erklären; und auch der demonstrative Konsum der neuen Reichen, fehlende Zivilgesellschaft oder ökologische Sensitivität sind mit der Rückständigkeit des Ostens konnotiert.
Der diesjährige interdisziplinäre Projektkurs, der von der Abteilung Geschichte und Soziologie geführt wird, widmet sich dem Rückständigkeitsparadigma und dem Konzept der multiple modernities aus unterschiedlichen Perspektiven. Das Themenspektrum zeigt fachübergreifend eine Bandbreite von Schwerpunkten und Zugängen auf: von der These eines „Privilegs der Rückständigkeit“, über den Osten als neue „avant-garde“, bis hin zum Spannungsverhältnis zwischen dem Fortbestehen der sozialistischen Moderne, dem Einzug der westlichen Konsumgesellschaft, Ansätzen von Retraditionalisierung im Zuge der Transformation und Übergängen zur „reflexiven“ Moderne.
Der Projektkurs besteht aus einem Seminar und einem Tutorium und streckt sich über zwei Semester (WiSe 2012/13 und SoSe 2013). Über die inhaltliche Annäherung an das Thema hinaus vermittelt der Kurs Fertigkeiten und Kenntnisse im Bereich des Projektmanagements. Die Studierenden sollen in Kleingruppen selbstständig Projekte zu dem Themenfeld entwickeln und durchführen. Eine Exkursion der Projektgruppen im Rahmen des Kurses ist geplant. Der Kurs richtet sich kernfachübergreifend an alle Studierenden im Ersten Semester des Masters Osteuropa-Studien.