Nation und Emotion im 19. Jh. Russland, Polen und Deutschland im Vergleich
(31605)
Typ | OEI-Master: Seminar Modul C; FMI-Master: Seminar Modul 4 |
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Raum | Garystraße 55 301 |
Zeit | Donnerstag 14 - 16 Uhr |
Nachdem Gefühle in der Geschichtswissenschaft lange als „dunkler Fleck“ (Birgit Aschmann) galten, ist „gefühlte Geschichte“ in Kulturwissenschaften und Feuilletons mittlerweile zu einem neuen Leitbegriff geworden. Der Einfluss von Gefühlen auf menschliches Handeln in Geschichte und Gegenwart ist unbestritten, und nunmehr werden Emotionen zunehmend auch als geschichtsmächtige Faktoren und analytische Kategorie für historisches Forschen anerkannt.
Im Zentrum dieser Lehrveranstaltung steht das Nationalgefühl. Wie die neuere anthropologisch und diskursgeschichtlich orientierte Nationalismusforschung herausarbeiten konnte, spielt die affektive Bindung an nationale Mythen und Symbole bei der Herstellung einer emotionalen Gemeinschaft und der kollektiven emotionalen Selbstvergewisserung eine entscheidende Rolle. Gleichzeitig dienen nationale Gefühle aber auch der Eindämmung sozialer Ängste und der Generierung von Hoffnung als zukunftsorientierter Emotion.
Wie kollektive Emotionen im Kontext der verschiedener Herrschafts- und Gesellschaftssysteme (Russland, Polen, Deutschland) im 19. Jahrhundert erzeugt, synchronisiert und stabilisiert wurden, soll in diesem Seminar in vergleichender Perspektive untersucht werden.
Literatur:
Jan Plamper: Geschichte und Gefühl. Grundlagen der Emotionsgeschichte. München 2012.
Etienne François, Hannes Siegrist, Jakob Vogel (Hg.), Nation und Emotion. Deutschland und Frankreich im Vergleich. 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen 1995.
Alexandra Przyrembel, Sehnsucht nach Gefühlen. Zur Konjunktur der Emotionen in der Geschichtswissenschaft, in: L’Homme. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 16 (2005), H. 2, S. 116-124.