Multiethnizität in Polen im 19. und 20. Jahrhundert
(31607)
Typ | Seminar |
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Dozent/in | Roland Borchers |
Institution | Osteuropa-Institut |
Semester | Wintersemester 2015/2016 |
Veranstaltungsumfang | 2 SWS |
Raum | Garystr. 55 101 |
Zeit | Mittwoch 14-16 Uhr |
Polen war seit dem Mittelalter ein sehr multiethnisch geprägter Raum. Nach den Teilungen Polen-Litauens am Ende des 18. Jahrhunderts und der Neuaufteilung des Gebietes auf dem Wiener Kongress 1815 lag der größte Teil Polens im Russischen Reich (sog. Kongresspolen), die Westgebiete und der Süden entfielen auf Preußen bzw. Österreich. Der Unabhängigkeitskampf prägte die polnische Geschichte des 19. Jahrhunderts. Zugleich bildete sich ein Nationsverständnis heraus, das ethnisch-polnisch und katholisch geprägt war - unter Ausschluss der anderen Ethnien, die in diesem Raum lebten. Nach der Unabhängigkeit Polens 1918 und der Festlegung der Grenzen entstand ein Polen, dessen Staatsangehörige zu einem Drittel nicht ethnische Polen waren. Konflikte mit den Minderheiten prägten die Geschichte dieser Zweiten Polnischen Republik. Der Zweite Weltkrieg bedeutete das Ende der multiethnischen Geschichte Polens: die Deutschen ermordeten die jüdische Bevölkerung Polens, die Alliierten verschoben Polens Grenzen nach Westen, durch Vertreibungen und Umsiedlungen wurde Polen zu einem ethnisch nahezu homogenen Staat. Das Seminar gibt einen Überblick über die multiethnische Geschichte Polens im 19. und 20. Jahrhundert und die Debatten, die zum Nationsverständnis und den Minderheiten geführt wurden. Dabei soll vor allem die gemeinsame Arbeit mit Quellen ein zentraler Bestandteil der Veranstaltung sein. Das zugehörige Seminar in diesem transepochalen Modul wird im Sommersemester 2016 von Remigius Stachowiak zu Multiethnizität und Multireligiosität in Polen im Mittelalter angeboten.
Literatur: Wlodzimierz Borodziej: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert. München 2010. Ernst-Peter Brezovszky (Hg.): Multikulturalität und Multiethnizität in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. Frankfurt am Main 1999. Schließen