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Begleitveranstaltungen zur Sonderausstellung "Ausgewiesen! 28. Oktober 1939. Die Geschichte der 'Polenaktion'"

Veranstaltung im Centrum Judaicum

Veranstaltung im Centrum Judaicum

Zur vom Arbeitsbereich Geschichte des Osteuropa-Instituts gemeinsam mit dem Aktiven Museum Faschismus und Widerstand e.V. kuratierten Ausstellung zur Geschichte der sogenannten Polenaktion – der ersten Massenausweisungsaktion von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus – gehörte ein umfangreiches Begleitprogramm. Dieses umfasste öffentliche Führungen durch die Ausstellung ebenso wie eine Sonderführung durch die Gedenkstätte Sachsenhausen und verschiedene thematische Veranstaltungen. So referierte zum Beispiel Prof. Dr. Wolf Gruner (USC Los Angeles) in der Landeszentrale für politische Bildung über das Thema „Berlin vor 80 Jahren“ und Wojciech Olejniczak berichtete am gleichen Ort über die langjährigen Erinnerungsaktivitäten der Fundacja TRES in Polen.

News vom 15.01.2019

Besondere Termine waren mehrere Stolpersteinverlegungen im Beisein von Angehörigen. Im Juli wurden in Kreuzberg insgesamt 12 Steine für die Familie Merory an zwei Orten verlegt. Bei dieser Verlegung trafen erstmals der US-amerikanische und der Berliner Zweig der Familie aufeinander, die erst durch die Recherchen von Lara Büchel und Christine Meibeck voneinander erfahren hatten. Bis zum 7. Oktober 2018 waren in der Ausstellung drei Stolpersteine für Leah, Berl und Juda Amster zu sehen. Nach einer Führung durch die Ausstellung nahmen die angereisten vier Generationen der Familien Amster die Steine aus der Ausstellung mit und ließen sie am nächsten Morgen in der Max-Beer-Straße 48 am früheren Wohnort verlegen. Bei der Zeremonie sprach auch Doris Mestel, die Anfang der 1930er Jahre noch in Berlin geboren wurde und das Haus ihrer Großeltern und ihres Onkels gut kannte.

Ein zentrales Ereignis im Begleitprogramm der Ausstellung war die gemeinsame Gedenkveranstaltung am 28. und 29. Oktober 2018, mit der wir gemeinsam mit den Angehörigen der Ausgewiesenen und den Kooperationspartnern den 80. Jahrestag der Ausweisungsaktion markierten. Insgesamt sind mehr als 80 Familienangehörige aus Australien, den USA, Israel, Großbritannien und weiteren Ländern nach Berlin gereist. Ihre Anreise wurde vom Land Berlin finanziell unterstützt. Am 28. Oktober sind insgesamt 90 Personen aus Berlin – Angehörige, Studierende und Mitglieder des Aktiven Museums – gemeinsam nach Zbąszyń gereist, wo die Fundacja TRES ein beeindruckendes Programm für die Gäste auf die Beine gestellt hatte. Für sämtliche angereisten Familien waren im Vorfeld gemeinsam relevante Orte ihrer Familiengeschichte identifiziert worden, zumeist die Unterkünfte in Zbąszyń. Diese Orte wurden gemeinsam aufgesucht. Gleichzeitig führte Wojciech Olejniczak sehr informativ durch den Ort, so dass auch allgemein relevante Orte während der Monate, die die Ausgewiesenen in Zbąszyń verbrachten, besucht wurden. Am Nachmittag fand dann eine offizielle Gedenkveranstaltung in der örtlichen Philharmonie statt. Neben Reden, in denen die Bedeutung der historischen Ereignisse herausgestellt wurde, gab es eine Theateraufführung von Schülerinnen und Schülern des örtlichen Gymnasiums, die auf Briefen und Berichten der Ausgewiesenen basierte. Zudem war vom Institut für nationales Gedenken Poznan (IPN) das Original der sogenannten Zbąszyńliste gebracht worden. Auf dieser Liste wurden im Frühjahr 1939 mehr als 4.000 jüdische Flüchtlinge in Zbąszyń mit sehr ausführlichen Angaben registriert.

Am zweiten Tag der Gedenkfeierlichkeiten fand im Centrum Judaicum eine offizielle Gedenkveranstaltung statt. Zuvor waren die Angehörigen der Ausgewiesenen zu einem Empfang in die Ausstellung eingeladen. Bei der Gedenkveranstaltung, moderiert von Andreas Wunn (ZDF), sprach Petra Pau als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Michelle Müntefering als Staatsministerin im Auswärtigen Amt und Ramona Pop als Senatorin und Bürgermeisterin des Landes Berlin. Im Zentrum standen jedoch die Erinnerungen Rita Adlers, die als zehnjährige die Ausweisung ihres Vaters und Bruders miterlebte und selbst dann mit ihrer Mutter und ihrem zweiten Bruder im Frühjahr 1939 ausgewiesen wurde. Rita Berger, geborene Adler, war auch zur Veranstaltung nach Berlin angereist, konnte allerdings aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich teilnehmen. Ihr Mann Simon Berger vertrat sie und richtete, nachdem ein Video mit Erinnerungen Rita Bergers abgespielt wurde, einige Worte an die Anwesenden. Ihre Tochter Dr. Susan Berger sprach für die Angehörigen der zweiten Generation. Unter den Gästen an diesem Nachmittag war auch eine knapp 60 Personen umfassende Delegation aus Polen.

Am Vormittag waren bereits für die Familien Klein, Isak und Eisig-Schächter Stolpersteine an verschiedenen Orten in Mitte verlegt worden. Wiederum waren an allen Vorbereitungen, Recherchen und Verlegungen Studierende beteiligt. Den Angehörigen der Familie Engelhardt war es möglich, den bereits im Frühjahr 2018 verlegten Stein aufzusuchen. Am 30.10. fand dann noch eine Führung in der Gedenkstätte Sachsenhausen für die angereisten Gäste statt. Es waren intensive Tage, die ohne die Recherchen der Studierenden und ihren Kontakt zu Familien so nicht hätten zustande kommen können.

Das Begleitprogramm war eine wichtige Bereicherung und Ergänzung der Ausstellung.

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