Charlottengrad und Scheunenviertel
Osteuropäisch-jüdische Migranten im Berlin der 1920/30er Jahre
Das Weimarer Berlin bildete eines der größten Migrationszentren in Europa. Für Juden aus dem östlichen Europa war die deutsche Metropole seit den Pogromen der Jahre 1881/2 nach dem Mord an Zar Alexander II. im Russischen Reich und vermehrt seit dem Ersten Weltkrieg wie seit der Russischen Revolution ein Zufluchtsort.
Die Migranten kamen vor allem aus dem Russischen Reich, aber auch aus Rumänien sowie den östlichen Provinzen Preußens und des Habsburger Reiches (Posen, Schlesien; Galizien, Bukowina, Ungarn, Böhmen). Sie waren Teil des deutsch-jüdischen wie auch des historischen Russischen Berlin und wahrten dennoch kulturelle, sprachliche und mentale Eigenheiten.
Die Lebensbedingungen sowie die Leid- und Fremderfahrungen trennten die Flüchtlinge von der deutschen Gesellschaft. Dennoch kam es vor allem in Kreisen der Arbeiterbewegung und der linken Kunst-, Theater- und Literaturavantgarde zu Verflechtungen und Wechselwirkungen west- und osteuropäischer Einflüsse. Jüdische Künstler und Intellektuelle aus dem östlichen Europa bildeten im kulturellen Leben der Weimarer Republik ein konstitutives Segment.
Im Projekt werden Migration und Lebenswelt der Migranten rekonstruiert. Geschichte und Kultur der osteuropäischen Juden im Weimarer Berlin werden im Spannungsfeld von Segregation und Integration betrachtet.