25. 2. 2022

Heute Nacht habe ich gelernt, dass die Erde, wie auch das Wasser, verschiedene Zustände hat. Sie kann aufhören, fest zu sein, und kann in schwarzen Flammen zu brennen beginnen. Die Erde war heute ein brennender schwarzer Himmel, und der Himmel wurde zum Meer, unter dem riesige Raubtiere schwammen. Der Krieg kam mir aus irgendeinem Grund wie eine Geburt vor – auch aus diesem Vorgang kommt man nicht mehr heraus, wenn er einmal begonnen hat. Du beginnst im Rhythmus der Raketen und Flugzeuge, die näherkommen und sich entfernen, zu atmen, aber du weißt nicht, ob du am Ende überleben wirst; du atmest und spürst die Wärme anderer Körper, du siehst unendlich ruhige Wesen, denen du dein Leben und das Leben deiner Nächsten vollkommen anvertraust. Doch bringt der Krieg – anders als die Geburt – kein neues Leben, nur den Tod und nichts weiter, keine Milch, keine Liebe.

Kateryna Lysovenko, Künstlerin, Kyjiw