Auf dem Video war ein Schmetterling zu sehen, eine Weiße Baumnymphe. Ich habe eine Larve gekauft und ungeduldig auf das feierliche Erscheinen dieser Sexmaschine gewartet, habe auf eine sehr lebendige Schönheit gewartet und irgendwie viel zu viel Sinn in ihre Ankunft gelegt. Eine Woche vor Kriegsbeginn schlüpfte sie, ihr Leib war verletzt, ein Flügel vollkommen zerdrückt, die anderen ließen sich gar nicht öffnen. Sie stolperte über ihre Beine und versuchte noch zwei Tage lang mit ihren weichen Flügeln zu schlagen. Ich fütterte sie und heulte wie ich noch nie während dieses Krieges geheult habe. Mein ganzes Leben kam in diesem asymmetrischen, zerstörten Mandala zusammen, alles, was gerade passierte, und alles, was möglich schien – alles würde nur wie dieser Schmetterling sein. Nichts Lebendigeres konnte mehr zu mir kommen. Das ist der Ausgangspunkt, von dem aus ich jetzt weitermache.

Katja Liebkind, Künstlerin, Kyjiw