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DDR-Satire, die das Schweigen zaghaft bricht

"Der nackte Mann auf dem Sportplatz" (1974) von Konrad Wolf ist aktuell kostenlos in der MDR-Mediothek verfügbar

10.05.2024

Filmstill aus "Der nackte Mann auf dem Sportplatz" (1974)

Filmstill aus "Der nackte Mann auf dem Sportplatz" (1974)

Kemmel ist Bildhauer. Auf die vierzig zugehend, fragt er sich, was er bisher Bedeutendes geschaffen hat. In seinem Heimatdorf bekommt er den Auftrag, eine Skulptur für den Sportplatz zu schaffen. Einen Fußballer stellt man sich vor. Was Kemmel schließlich bringt, ist ein Läufer - ein Nackter dazu. Die Leute sind peinlich berührt, ablehnend. Doch die Konfrontation mit dem Werk, der vorsichtig einsetzende Umgang mit ihm, führt sie schließlich dazu, es anzunehmen.

„Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ ist eine leise, episodische Filmsatire von DEFA-Regisseur Konrad Wolf und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase, der charakteristische Details des DDR-Alltags aufs Korn nimmt und die widerspruchsvolle Situation des Künstlers in seiner Gesellschaft beschreibt. Als absolute Ausnahme in der DDR und in den kommunistischen Ländern geht der Film auch auf Babyn Jar ein, den Ort der Massenhinrichtung der Kyjiwer Juden durch die SS im Jahr 1941.

Der Film findet daher auch Erwähnung in Katja Petrowskajas Erzählung „Vielleicht Esther“, in der sie auf Spurensuche ihrer jüdisch-ukrainischen Familie geht. Für die Lesung der Erzählung erhielt Petrowskaja 2013 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Aktuell kann der Film kostenlos in der MDR-Mediothek gestreamt werden.

Hier geht es zum Film.


Mehr Informationen:

- Sonderausgabe der Zeitschrift Osteuropa zu Babyn Jar

- Artikel von Katja Petrowskaja über das Erinnern an Babyn Jar

- Rezension des Literarischen Zentrums Gießen zu „Vielleicht Esther“

- DEFA-Trailer zum Film auf Youtube