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Bibliothekschronik

„So ein Integrationsprozess, der macht für meine Begriffe wenig Sinn, wenn er sich darauf beschränkt, Bücher zusammenzufassen und die Räume neu zu sortieren. Dies muss (…) seine komplette Entsprechung haben auch in der fachlichen Zusammenarbeit der Wissenschaftler.“ Dieter Heckelmann, Rede zur Eröffnung des Lesesaals, 14.10.1987

Eröffnung des Bibliographischen Lesesaals am 14.10.1987

  • 1951 Gründung des Osteuropa-Instituts mit zunächst vier Abteilungsbibliotheken in der Ehrenbergstraße 35
  • 1956 Gründung des Gesamtkatalogs durch Wolf-Günther Contius
  • 1961 Umzug in die Garystraße 55
  • 1979 Fertigstellung des Bibliotheksanbaus
  • 1989 Abschluss des Integrationsprozesses von 14 Abteilungsbibliotheken zur „Bibliothek des Osteuropa-Instituts“
  • 2008 Zusammenschluss mit vier weiteren Institutsbibliotheken zur „Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien“
  • 2010 Umbau und Renovierung des Bibliotheksanbaus


Auf der Zielgeraden zur Institutsbibliothek

„Es ist wahr, wir haben Bücher, doch diese geben uns nicht dasselbe wie ein lebendiges Gespräch und der geistige Austausch...“ Anton Pawlowitsch Tschechow (1860 - 1904), russischer Schriftsteller

Kleine Auswahl russischer Kunstbücher (Silbernes Zeitalter)

Mit der Gründung des institutsweiten Gesamtkatalogs vollzieht Bibliothekar Wolf-Günther Contius 1956 den ersten Schritt zur späteren Zusammenführung, die jedoch erst 33 Jahre später unter Peter Bruhn vollendet wird. Bruhn, Slawist und Bibliothekar, wirkt zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Osteuropa-Institut. 1970 gründet er das Dokumentationszentrum für das Schrifttum aus und über Osteuropa und sorgt damit für eine umfassende Erschließung der wissenschaftlichen Vielfalt Osteuropas für das deutsche Publikum. Gedruckte Bücherverzeichnisse spielen in einer Zeit, in der Wissen hauptsächlich an Papier gebunden ist, eine unverzichtbare Rolle für Studierende, Forschende und Lehrende. Mit dem Aufbau der heute teils frei im Internet recherchierbaren Regionalwissenschaftlichen Datenbank für Russland, UdSSR und Nachfolgestaaten (ca. 170.000 Nachweise für den Zeitraum 1974 - 2003) leistet Bruhn später Pionierarbeit auf dem Weg in die digitalisierte Welt.

1961 zieht das Osteuropa-Institut an seinen heutigen Standort Garystraße 55.1979 wird der Bibliotheksanbau mit großzügigem Freihandbereich, offenen Magazinen und hellen Lesesälen fertiggestellt. Im selben Jahr wird nach siebenjährigen Beratungen die Zusammenlegung der Abteilungsbibliotheken durch den Akademischen Senat beschlossen. Als neuer Bibliotheksleiter übernimmt Peter Bruhn ab 1982 die letzten Weichenstellungen auf dem Weg zur gemeinsamen Bibliothek des Osteuropa-Instituts.

Kleiner Ausschnitt des Rara-Bestands

Die gemeinsame Institutsbibliothek nimmt 1982 weiter Gestalt an: Auf Beschluss des Institutsrats führt sie nun den Namen „Bibliothek des Osteuropa-Instituts“. Als individuelles Besitzkennzeichen erhält sie das Bibliothekssigel B 865.

Am 14. Oktober 1987 ist es so weit: Der Bibliographische Lesesaal wird feierlich eröffnet und die Bibliothek damit offiziell eingeweiht. Mit dem Einzug der Abteilungen Balkanologie und Slawistik erreicht der 1956 begonnene Integrationsprozess im Jahr 1989 schließlich sein Ziel: die Zusammenführung von 14 Fachbibliotheken mit Osteuropabezug zu einer funktionalen, räumlich attraktiven Institutsbibliothek für interdisziplinäre Osteuropastudien mit einem Bestand von knapp 400.000 Medien.

Eins plus Vier … macht Eins!

Bibliotheksteam 1991 vor dem Osteuropa-Institut, Garystr. 55

So wie sich das in Büchern enthaltene Wissen laufend weiterentwickelt, so unterliegen auch die mit diesen Büchern verbundenen Räume einer ständigen Dynamik: 1999 wird die Bibliothek des Osteuropa-Instituts bei einer Neustrukturierung der FU-Bibliothekslandschaft dem Bereich zugeordnet, zu dem auch die Bibliotheken des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften gehören. 2006 wird der Slawistik-Bestand an die Philologische Bibliothek abgegeben.

Im Jahr 2008 werden wenig genutzte Teilbestände in ein Außenmagazin ausgelagert, dafür ziehen die vier Bibliotheken der politik- und sozialwissenschaftlichen Institute in die Räume ein. So entsteht die „Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien“, die seitdem neben dem Osteuropa-Institut die Fächer Politikwissenschaft, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Soziologie sowie Sozial- und Kulturanthropologie mit Literatur versorgt. 2010 wird der Bibliotheksanbau umgebaut und renoviert. Die Neuerwerbungen aus allen Fächern stehen nun in gemeinsamer thematischer Aufstellung im Freihandbereich.

Heute verfügt die Bibliothek über einen Gesamtbestand von knapp einer Million konventioneller und elektronischer Medien, davon etwa 300.000 in der Osteuropa-Sammlung – nach wie vor eine der größten Spezialsammlungen zu Osteuropa in Deutschland. Neben ihren Räumen im Osteuropa-Institut und im Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft verfügt die Bibliothek über umfangreiche elektronische Informationsangebote. Damit stellt sie sich bei allem Wandel weiterhin dem Anspruch, den der Balkanologe Norbert Reiter zur Eröffnung formulierte:

„Die Bibliothek ist ein Schmuckstück … eine Zierde des Instituts … aber auch, hoffe ich wenigstens, der Universität!“