Februar 2025
Abgehört / Intercepted (2024) von Oksana Karpovych
Regie: Oksana Karpovych
Genre: Dokumentarfilm
Jahr: 2024
Sprachfassung: OmU
Dauer: 91 Minuten
Hier geht es zum Stream.
Synopsis:
Der ukrainische Geheimdienst hat tausende Telefongespräche russischer Soldaten mit ihren Familien abgehört. Die Anrufe von der Front sind ein erschütterndes Zeugnis der Grausamkeit des Krieges. Oksana Karpovychs Dokumentarfilm "Abgehört" stellt den Gesprächen Bilder der Zerstörung gegenüber, aber auch des Alltags der ukrainischen Bevölkerung, die versucht, den Belastungen standzuhalten. Der Film projiziert so die Welt der Zerstörer auf die Welt der von der Zerstörung Betroffenen, die versuchen, dem Angriff auf ihr Land ein halbwegs normales Leben entgegenzusetzen.
Die Anspannung ist in den Stimmen der Soldaten zu hören. Ihre Schilderungen spiegeln die Phasen wider, die sie im Einsatz durchlaufen haben, vom vermeintlichen „Heldentum“ und der Propaganda über erste Zweifel bis hin zur völligen Desillusionierung. Es gibt Momente, in denen die Männer den Verstand verlieren, und Plünderungen und Gräueltaten begehen. In ihrer Vielfalt offenbaren die Gespräche das ganze Ausmaß der russischen Aggression.
Der preisgekrönte und viel beachtete Film lief 2024 auf der Berlinale und ist ein eindrucksvolles Dokument über die entmenschlichende Macht des Krieges. Aus der Gegenüberstellung des Blicks der Regisseurin auf ihr zerstörtes Land und den vom ukrainischen Geheimdienst abgehörten Gesprächen zwischen russischen Soldaten und ihren Angehörigen entsteht eine tiefgründige Reflexion über die Banalität des Bösen.
Zur Regisseurin:
Oksana Karpovych ist ukrainisch-kanadische Filmemacherin, Autorin und Fotografin, geboren in Kyiv. Sie ist Absolventin der Nationalen Universität Kyiv-Mohyla-Akademie im Fach Kulturwissenschaften und der Concordia University in Montreal im Fach Filmproduktion. Sie arbeitete als Produzentin vor Ort mit internationalen Reportern zusammen, die über den Einmarsch Russlands in der Ukraine im Frühjahr 2022 berichtet haben.
Weitere Informationen:
– Einen Überblick über Karpovychs Werk findet ihr auf ihrer Homepage.
– Interviews mit ihr über die Entstehung des Films gibt es im POV Magazine, im Filmmaker Magazine und auf Youtube.
– Einen Meinungsbeitrag über das filmische Dokumentieren von Kriegen gibt es im Kyiv Independent.