Die Ukraine steht seit Monaten im Fokus der internationalen Öffentlichkeit. Die deutsche Medienlandschaft berichtet täglich von heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und DemonstrantInnen. Die ukrainischen Oppositionskräfte warnen vor einer Gewaltspirale und befürchten einen Bürgerkrieg. Dies ist nicht nur eine rein ukrainische Wahrnehmung der Ereignisse. Vor nur wenigen Tagen bezeichnete der Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die Ukraine als ein „Pulverfass“. Einige Beobachter, wie der Grünen-Europaabgeordnete Werner Schulz, gehen in ihrer Szenarioanalyse noch weiter und prophezeien grausame Zustände wie im ehemaligen Jugoslawien.
Die Krise in der Ukraine war von Anfang an mehr als nur eine reine wirtschafts- und handelspolitische Angelegenheit. Seit November 2013 protestieren Menschen bei eisigen Temperaturen für demokratische Reformen und soziale Gerechtigkeit. Sie sehen die Implementierung dieser Grundsätze nur durch eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union (EU) als garantiert. Der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch erklärte den Ausbau der Beziehungen zur EU als eines der Hauptziele seiner Präsidentschaft. Im November 2013 hatte die Ukraine die Möglichkeit, das über mehrere Jahre ausgehandelte Assoziierungsabkommen mit der EU zu unterzeichnen und somit den Versprechen des Präsidenten gerecht zu werden.
Das Assoziierungsabkommen würde den EU-Kurs der Ukraine unumstritten zementieren und einen innerstaatlichen Modernisierungsprozess einleiten. Das ukrainische Staatsoberhaupt entschied sich trotz aller Erwartungen im letzten Moment gegen die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens und womöglich stattdessen für eine Annäherung an Russland. Das Urteil des ukrainischen Präsidenten stellte eine Zäsur in der Entwicklung der Demonstrationsbewegung dar und führte zur unvermuteten Radikalisierung der zunächst friedlich abgelaufenen Proteste. Zahlreiche UkrainerInnen sahen sich an die Sowjetunion erinnert und antworteten mit zivilem Ungehorsam.
Die ukrainische Führungselite zeigte keinerlei Dialogbereitschaft und reagierte mit Gewalt. So wurden Spezialeinheiten der Polizei eingesetzt, die den Aufstand zerschlagen sollten. Aktuell sind mindestens sieben tote Demonstranten zu verzeichnen. Darüber hinaus werden zahlreiche ProtestteilnehmerInnen vermisst. Hunderte von Menschen wurden im Zuge der Polizeieinsätze verletzt.
Wir, ukrainische Studierende und Studierende des Osteuropa-Instituts der Freien- Universität Berlin, sind der Ansicht, dass die Ereignisse in der Ukraine für viele Menschen unüberschaubar geworden sind. Deshalb wollen wir zusammen mit ExpertInnen die Lage in der Ukraine erörtern und laden Euch herzlich zur Podiumsdiskussion „Machtspiele um die Ukraine: Wie geht es weiter?“ am Dienstag, den 11. Februar 2014 um 18.00 Uhr in das Osteuropa-Institut der Freien-Universität Berlin (Hörsaal A, Garystraße 55, 14195 Berlin) ein.
Zeit & Ort
11.02.2014 | 18:00
Hörsaal A des Osteuropa-Instituts, Garystr. 55, 14195 Berlin-Dahlem