Die Yorckbrücken
Die Entstehung der Yorckbrücken ist eng mit der Stadtentwicklung Berlins in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbunden. In dieser Zeit entstand ein urbanistischer Konflikt zwischen den Plänen Stadtplaners James Hobrecht und seinem Vorhaben zum Bau des “Generalszuges” – einer durchgehenden Prachtstraße vom Breitscheidplatz bis hin zum Südstern – und der geplanten Erweiterung der Anhalter und Potsdamer Bahnhöfe. Die Expansion des Schienennetzes südlich des Landwehrkanals wurde unumgänglich für den Transport von notwendigen Gütern ins wachsende und immer mehr industrialisierte Berlin des 19. Jahrhunderts.
Aufgrund des Ausbaus des Schienennetzes südlich des Anhalter Bahnhofs kam es deshalb zu einer Verschiebung des Generalszuges nach Süden an die Grenze zwischen Schöneberg und Kreuzberg an der heutigen Yorckstraße – gleichzeitig bestand die Notwendigkeit, eine neue Verkehrsebene für den Schienenverkehr oberhalb der Straße zu schaffen.
Nach und nach entstanden ab den 1880er Jahren so über 40 Eisenbahnbrücken, die über die Yorckstraße hinweg zum Anhalter Bahnhof führen – sie wurden zu industriellen Lebensadern im Berlin des 19. Jahrhunderts. Ein Großteil der historischen Brücken wurde als Blechträgerbrücken auf mit gelben Klinkern verblendeten Fundamenten und gusseisernen Hartung'schen Säulen konstruiert.
Nach dem Fall der Mauer rückten die Yorckbrücken wieder mehr in den öffentlichen Fokus aufgrund ihrer wiedererlangten Relevanz für den Nah- und Fernverkehr sowie die Berliner Stadtplanung. Die hohen Instandhaltungskosten der historischen Brücken waren jedoch auch immer wieder Anlass für kontroverse Diskussionen über einen potenziellen Abriss oder die Erhaltung der Brückenanlagen.
Als verkehrstechnisches Denkmal stehen die Yorckbrücken seit 1993 aufgrund ihrer orts- und baugeschichtlichen sowie ihrer künstlerischen Bedeutung unter Schutz, seitdem gilt ein generelles Erhaltungsgebot für die 24 historischen Brücken. Das Yorckbrücken-Ensemble steht bis heute für den Einfluss der Eisenbahn auf die Entwicklung Berlins und ein unverwechselbares Stadtbild.
Von den historischen Brücken sind noch 24 erhalten und denkmalgeschützt. Das gesamte Brückenensemble besteht heute aus insgesamt 33 Brücken – darunter Originalbrücken, Neubauten, Umbauten sowie verschobene Brückenelemente. Die jüngste Sanierung etwa war die der Yorckbrücke 5, welche im April 2023 wieder eingehängt wurde.
Alle Yorckbrücken zusammen überspannen die Yorckstraße aktuell auf einer Länge von 500 Metern und tragen dazu bei, dass der Verkehr auf mehreren Ebenen durch den Süden Berlins fließt. Heute werden sie auf verschiedene Arten genutzt: Auf ihnen fährt die Berliner S-Bahn, Fernzüge der DB und anderer Bahnunternehmen, eine Museumsbahn des Deutschen Technikmuseums, zusätzlich werden sie als Fußgänger- und Fahrradbrücken verwendet. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Berliner Verkehrssystems sowie darüber hinaus fest in das Gesamtkonzept des Parks am Gleisdreieck integriert. Von den historischen Brücken aus dem 19. Jahrhundert werden einige aktuell nicht mehr verwendet und liegen brach.
Ronan Thiel
Quellenverzeichnis:
Museen Tempellhof-Schöneberg (o.D.): Der Geschichtsparcour Yorckbrücken. https://yorckbruecken.de/ (Letzter Zugriff: 23.08.2023).
Berliner Zentrum Industriekultur (o.D.): YOrckbrückjen. Berlins historische Lebensadern. https://industriekultur.berlin/ort/yorckbruecken/ (Letzter Zugriff: 23.08.2023).
KulturerbeNetz.Berlin (o.D.): Stellwerk an den Yorckbrücken. https://kulturerbenetz.berlin/rote-liste-objekt/?id=101(Letzter Zugriff: 23.08.2023).
Klähne, Thomas; Abel, Thomas; Bung, Klähne (2021, Mai): Genietete Yorckbrücken Berlin. Instandsetzung und Umnutzung, in: Metallbau-Magazin 5/2021. https://www.metallbau-magazin.de/artikel/mb_Genietete_Yorckbruecken_Berlin-3645161.html (Letzter Zugriff: 23.08.2023).