Kitchen Talks. Ateliergespräche mit Künstler_innen aus Osteuropa in Berlin
Seit Anfang der 1990er Jahre ließen sich zahlreiche Künstler_innen, Autor_innen, Musiker_innen und Intellektuelle aus Osteuropa in Berlin nieder. Sie setzen damit einerseits eine frühere Tradition Berlins als Anziehungspunkt der osteuropäischen Künstler_innenszene fort, insbesondere des „russischen Berlins”, wie es sich in Folge der Emigrationswelle nach Oktoberrevolution und Bürgerkrieg in der frühen Sowjetunion etablierte. Andererseits aber leben und arbeiten die heutigen Künstler_innen unter völlig anderen Bedingungen und aus einem anderen Selbstverständnis heraus. Nicht mehr das erzwungene Exil und die Zugehörigkeit zu einer slawischen Diaspora sind die beherrschenden Faktoren der Selbstverortung, sondern die Teilhabe an einer radikal internationalisierten Kunstszene mit Berlin als einem ihrer Hotspots.
Der Blog zeichnet Gespräche auf, die Studierende der Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam während eines gemeinsamen Seminars mit wichtigen Vertreter_innen der osteuropäischen Kunstszene in Berlin führten. Ziel der Gespräche ist es, die Kunst- und Lebenspraxis dieser Künstler_innen „im Feld“ selbst zu untersuchen. Im Mittelpunkt steht darum der direkte Dialog mit ihnen, und dies nicht etwa im universitären Hörsaal, sondern im Raum der Künstler_innen: in ihren Ateliers, Wohnungen, Galerien. Denn der Raum ist weitaus mehr als beliebig ablösbare, neutrale Umgebung, vielmehr ist er Akteur im Feld ästhetischen Handelns.