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Lager schreiben

(31702)

TypProseminar
Dozent/inHeike Winkel
InstitutionOsteuropa-Institut
SpracheDeutsch
Maximale Teilnehmerzahl40
RaumGarystraße 55 55/121
Beginn18.04.2016 | 18:00
Zeit

Mo, 18:00-20:00

Literaturliste

Manfred Sapper, Volker Weichsel, Andrea Huterer (Hg.): Das Lager schreiben. Varlam Šalamov und die Aufarbeitung des Gulag. Osteuropa 6/2007; Franziska Thun-Hohenstein: Gebrochene Linien. Autobiographisches Schreiben und Lagerzivilisation. Berlin 2007; Ludger Schwarte (Hg.): Auszug aus dem Lager: zur Überwindung des modernen Raumparadigmas. Berlin 2007; Anne Applebaum: Der Gulag. Berlin 2003

Das Seminar untersucht anhand ausgewählter Texte zum sowjetischen Lagersystem des Gulag Poetiken der Lagerliteratur. Auf der Grundlage der Beschäftigung mit dem zeithistorischen Kontext einerseits und der politischen Philosophie des Lagers andererseits sollen dabei sowohl existentielle als auch ästhetische Aspekte in den Blick kommen. Angesichts der unmenschlichen Lebensbedingungen in den Lagern entwickelte sich ein regelrechter Kult der Literatur als Träger von Humanität. Literarische Praktiken wurden als Überlebenspraktiken verstanden, Literatur zum Medium der Zeugenschaft und des Gedächtnisses stilisiert. Andererseits jedoch realisiert sich im Lager das Negative der Moderne und das Scheitern der Aufklärung, auch der durch Literatur. Dieses Bewusstsein realisiert sich in literarischen Verfahren, die Grenzerfahrungen und dem Verlust von Zivilisation einen Ausdruck geben. Gelesen werden Texte unter anderem von Alexander Solženicyn, Evgenija Ginzburg, Varlam Šalamov, Gustaw Herlin-Grudziński; Danilo Kiš. Ergänzend werden, wenn möglich, auch postmemoriale Gulag-Texte wie etwa Herta Müllers „Atemschaukel“ oder Sergej Lebedevs „Der Himmel auf ihren Schultern“ gelesen, um den Wandel der literarischen Aufarbeitung des Gulag jenseits von direkter Zeitzeugenschaft zu diskutieren.