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Marx und Lenin und die Kunst

Blättert man Publikationen durch, die sich der Geschichte einer marxistischen Kunstgeschichte und Aktualisierungen derselben in den letzten Jahrzehnten zuwenden, so sucht man weitgehend vergebens nach entsprechenden Darstellungen zur Geschichte der Kunstgeschichte in den ehemaligen sozialistischen Ländern. Dieser Befund verwundert, sollte sich doch die gesamte Geisteswissenschaft im Sozialismus - dem Anspruch der kommunistischen respektive sozialistischen Parteien nach - an der marxistischen Ideologie ausrichten. Tatsächlich kam diese Ideologie in den Ländern, die unter der Hegemonie der Sowjetunion standen, in einer besonderen, und zwar in der von Lenin am Beginn des 20. Jahrhunderts vorgenommenen Modifizierung zum Tragen. Mit der Anwendung des Marxismus-Leninismus auf die kunstgeschichtliche Forschung war dabei nicht nur die Forderung nach neuer, auf dem historischen Materialismus gründender Erkenntnis verbunden. Kunstgeschichtliche Forschung sollte auch wissenschaftlich fundierte Kritik der Gegenwartskunst liefern und auf diese Weise zu ihrer weiteren Entwicklung und damit zum Aufbau des Sozialismus beitragen.

Was bedeutete nun aber marxistische Kunstgeschichte im Sozialismus? Gab es eine solche überhaupt, oder blieb sie reine Theorie? Worin unterscheiden sich marxistisch-leninistische Kunstgeschichte in den sozialistischen Ländern und marxistische Konzepte kunstgeschichtlicher Forschung im Westen? Das Seminar wendet sich diesen Fragen ausgehend von der Kunstgeschichtsschreibung in der DDR zu. Es folgt dabei der Grundannahme, dass der Umgang mit dem Marxismus-Leninismus ambivalent war und sowohl als Beengung wie als Perspektiverweiterung begriffen und mitunter mit diesem Ziel geschickt (aus)genutzt wurde. Um die Spezifik dieser besonderen Spielart marxistischer Kunstgeschichtsschreibung und kunstwissenschaftlicher Praxis erkennbar zu machen, werden im Seminar vorauslaufende Konzepte, wie etwa aus der Zwischenkriegszeit, und jeweils zeitgenössische Zugänge und Kritiken aus Ost (Sowjetunion) und West (vor allem, damalige BRD) zu ihr in Bezug gesetzt.

(HU533653)

TypSeminar
Dozent/inDr. Katja Bernhardt
InstitutionHU Berlin, Institut für Kunst- und Bildgeschichte
SpracheDeutsch
SemesterSoSe 2017
Veranstaltungsumfang
RaumGeorgenstraße 47 Raum 3.42
Beginn21.04.2017
Ende21.07.2017
Zeit

Freitag, 12-14 Uhr