Zensur und Literatur. Fallstudien aus (Ost)Europa und den USA
Zensur in der Sowjetunion und ihren Satelliten und Cancel Culture in den USA und in Westeuropa: inwiefern kann man diese Phänomene vergleichen? Ist eine allgemeine Zensurtheorie für den modernen "demokratischen Westen" und den "autoritär-totalitären Osten" möglich? Der Begriff der Ideologie reicht nicht aus, wenn es einerseits um die Zensur der „von oben“ geht, andererseits um die horizontale und Massenzensur „von unten“ als Methode zur Neuformatierung des Mainstreams. Im ersten Teil des Kurses geht es um Fallstudien von Ikonoklasmus aus der Ukraine, den USA, Südafrika und Großbritannien vor dem Hintergrund sozialer Proteste. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Begriff der Cancel Culture, der Zensur des Lesekanons und der Kinderliteratur in den USA, die als rassistisch (Mark Twain u.ä.) und in Russland (Alexander Puschkin) als blasphemisch herabgestuft wurden. Welche Bücher wurden in der Sowjetunion verboten und warum? Zunächst werden die aktuell verwendeten Kriterien der Zensur analysiert und diskutiert. Zweitens geht es um den Begriff der Ideologie, von den Grundzügen der sowjetischen Ideologie zum Begriff der Counter Culture. Drittens untersuchen wir Strategien des Widerstands und des Umgehens der Zensur. Betrachtet werden Publikationsgeschichten von Büchern über Russland, die von Ausländern geschrieben wurden, Literatur über Sex, etc. Spezifische sowjetische Konzepte, die die Zensurverbote erklären oder motivieren ("Vulgarität" wird verboten, "melodische und elegante Musik" wird begrüßt, "Realismus" versus "Naturalismus", etc.). Das Paradox des postsowjetischen Russlands, in dem der Diskurs und die Prinzipien der politischen Korrektheit als eine noch schlimmere Form der Zensur angesehen werden als die übliche sowjetische. Diskussionen zu Themen Black Lives Matter, MeToo u.ä.
Das Seminar kann unter Absprache mit den Teilnehmer:innen in Präsenz oder Online stattfinden. Für die 1. Online-Sitzung des Seminars steht der angegebene Raum (JK 31/239) zur Verfügung. In diesem Raum haben Studierende vor Ort die Möglichkeit, an der digital stattfindenden Veranstaltung teilzunehmen, unter der Voraussetzung, dass jede/r ein Smartphone, Tablet oder Laptop mit Kopfhörer mitbringt, über das er/sie sich in die Veranstaltung einloggen und teilnehmen kann. Bitte dokumentieren Sie unbedingt über den Barcode (an der Seminartür) Ihre Anwesenheit im Raum.
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Typ | Seminar online oder in Präsenz |
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Dozent/in | Prof. Dr. Gasan Gusejnov |
Raum | Habelschwerdter Allee 45 JK 31/239 |
Beginn | 21.10.2021 | 12:00 |
Zeit | Do 12:00 - 14:00 |
Hinweis | 1. Sitzung nur Online; ggf. weiter Online oder Präsenz / JK 31/239 |
Literaturliste
Kind-Kovács, Friederike, Cultural Opposition as Transnational Practice (zus. mit Jacqueline Nießer, Thomas Skowronek, Ulf Brunnbauer) In: Apor, Balázs; Apor, Péter; Horváth, Sándor (Hg.): The Handbook of COURAGE: Cultural Opposition and Its Heritage in Eastern Europe. Hungarian Academy of Sciences, Budapest 2018. S. 551-572. Rauterberg, Hanno. Wie frei ist die Kunst? Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus. Suhrkamp Verlag, 2018. Roßbach, Nikola. Achtung, Zensur! Über Meinungsfreiheit und ihre Grenzen. Ullstein, 2018. Schatte, Julia. Pressefreiheit contra "Putinisierung"- Zum Wandel der politischen Kultur in Russland. Essay, 2004. https://www.grin.com/document/39824 Frimmel, Sandra. Kunsturteile: Gerichtsprozesse gegen Kunst, Künstler und Kuratoren in Russland nach der Perestroika. Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 2015. Fish, Stanley. The First: How to Think About Hate Speech, Campus Speech, Religious Speech, Fake News, Post-Truth, and Donald Trump. New York et al., Atria, 2019.