Lebenswelten in Kriegszeiten
Ein Krieg reißt Menschen gewaltsam aus ihrer gewohnten Lebenswelt. Etablierte räumliche, zeitliche und soziale Strukturen werden zerstört und abgelöst von neuen, kurzfristig auszuhandelnden prekären Ordnungen. Geflüchtete finden sich als Vertriebene im Ausland wieder, Zivilisten in den Schützengräben des Stellungskriegs, soziale und technische Infrastrukturen weichen improvisierten Arrangements, moralische Bewertungsmaßstäbe erodieren und kollabieren. Die russische Invasion in der Ukraine führt uns solche Prozesse seit gut einem halben Jahr täglich vor Augen, ruft aber auch frühere Erfahrungen zurück ins kollektive Gedächtnis, vom Zweiten Weltkrieg über die Jugoslawienkriege der 1990er Jahre bis hin zu den Konflikten in Transnistrien und um Berg-Karabach. Ausgehend vom Leitbegriff der Lebenswelt widmet sich das Projektseminar aus einer interdisziplinären Perspektive Transformationen in Kriegszeiten. Thematisch steht dabei der Krieg in der Ukraine im Fokus, es können allerdings auch weiter zurückliegende Konflikte behandelt werden. Die Studierenden realisieren in Kleingruppen eigene Projekte zu selbst gewählten Themen, die sich mit so unterschiedlichen Thematiken wie Migration, Erinnerungskultur, Diversity, Trauma oder Protestkultur befassen können. Methodologischer Ausgangspunkt ist die Erschließung kriegsspezifischer Lebenswelten durch Interviews, teilnehmende Beobachtung, Archivrecherche und weiterer qualitativer Methoden, deren Kenntnis in begleitenden Workshops vermittelt wird.
Erwartet wird die aktive und regelmäßige Teilnahme an den Seminarsitzungen. Im Verlauf des Wintersemester muss außerdem ein Projektexposé eingereicht und vorgestellt werden.
Bitte halten Sie sich von 10 bis 14 Uhr für diese Lehrveranstaltung frei, da es Blöcke geben wird.
(31102)
Typ | Projektseminar |
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Dozent/in | Dr. Clemens Günther, PD Dr. Mihai Varga |
Raum | Garystr. 55 Hörsaal A |
Beginn | 21.10.2022 |
Zeit | Fr, 21.10.2022 10:00 - 12:00 |