Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung lädt das Osteuropa-Institut am 22. November 2023 zu einem Gastvortrag der Züricher Slavistin Sylvia Sasse ein. Prof. Sasse spricht über ihr aktuelles Buch Verkehrungen ins Gegenteil (Matthes & Seitz 2023), in dem sie Desinformationsstrategien untersucht.
Im Anschluss an den Vortrag wird es Gelegenheit zu einem Gespräch geben.
„Krieg ist Frieden! Freiheit ist Sklaverei! Ignoranz ist Stärke!“. So lauten Losungen des Ministeriums für Wahrheit in George Orwells dystopischem Roman 1984. In ihrem Vortrag geht Sylvia Sasse der Geschichte solcher Verkehrungslogiken nach und zeigt u.a. am Beispiel des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, wie sie funktionieren und wirken. Grundlegend ist dabei die Erkenntnis, dass wir es bei Verkehrungen mit einem globalen Phänomen zu tun haben, das unsere gesellschaftlichen Wirklichkeiten nachhaltig prägt.
Wissenschaftliche Erkenntnisse werden verzerrt und Verschwörungserzählungen entworfen, um die Auseinandersetzung mit Herausforderungen wie der Corona-Pandemie oder dem Klimawandel zu verweigern. In den USA hat Donald Trump alternative Fakten zum politischen Geschäftsmodell erhoben, um demokratische Regeln für seine Interessen zu missbrauchen. In vielen anderen Ländern sind ähnliche Tendenzen zu beobachten. Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen legt Sylvia Sasse auf Russland. Sie zeichnet nach, wie das russische Regime seinen verbrecherischen Angriffskrieg gegen die Ukraine als angebliche „Entnazifizierung“ und „Demilitarisierung“ tarnt. An ausgewählten Beispielen gibt Sasse Einblicke in die mediale und politische Erschaffung verkehrter Welten im heutigen Russland. Dabei wird insbesondere deutlich, dass Desinformation durch Verkehrungen das Fundament von politischer Meinungsbildung untergräbt und so als Instrument zum Machterhalt genutzt wird.
Zeit & Ort
22.11.2023 | 18:30 - 20:30
im Sitzungssaal der bpb Berlin
Bundeszentrale für politische Bildung
Friedrichstraße 50
10117 Berlin