Ringvorlesung "Osteuropaforschung im Wandel" im Wintersemester 2020/21 Die 70-jährige Geschichte des Osteuropa-Instituts spiegelt zahlreiche Wandlungen im östlichen Europa wider. Der „Kalte Krieg“, die Entspannungspolitik, das Ende des Staatssozialismus und die Transformationszeit wirkten sich auch auf die Paradigmata der Osteuropaforschung aus. In der Gegenwart beobachten wir wiederum eine Rückkehr von autoritären und nationalistischen Politikmustern, die die Osteuropaforschung vor neue Herausforderungen stellt. All dies wurde in der Vorlesung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Beteiligt waren Forscher*innen des Osteuropainstituts und Gäste aus dem In- und Ausland. Die Ringvorlesung fand aufgrund der aktuellen pandemiebedingten Einschränkungen online statt. Jeden Mittwoch wurde eine neue Vorlesung hochgeladen, die über die Mediothek des OEI abrufbar war.
Geschichte
Virtuelle Gedenkveranstaltung zum 82. Jahrestag der „Polenaktion“ Im Oktober 2018 waren mehr als 90 Angehörige von Menschen, die im Oktober 1938 als Jüdinnen und Juden polnischer Staatsangehörigkeit brutal aus Deutschland ausgewiesen worden waren, erstmals in Berlin zusammengekommen, um an dieses Ereignis zu erinnern. Der Arbeitsbereich Geschichte und das Aktive Museum Berlin e.V. hatten eine umfangreiche Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der „Polenaktion“, jener Ausweisungsaktion im Oktober 1938, organisiert. Im Oktober 2020 war dann nur eine virtuelle Gedenkveranstaltung mit Teilnehmenden u.a. in den USA, Australien, Großbritannien und Israel möglich. Das virtuelle Zusammentreffen war ein intensiver, wertvoller Austausch und ein wichtiges gemeinsames Gedenken. Mehr Informationen dazu finden sie hier.
Vortrag von Agnieszka Wierzcholska in der Topographie des Terrors Am 23. Februar 2021 hielt Agnieszka Wierzcholska in der Topographie des Terrors einen Vortrag unter dem Titel "Die Verfolgung und Ermordung der Juden in Tarnów. Eine polnisch-jüdische Stadt unter deutscher Besatzung 1939-1945". Darin ging sie der Frage nach, wie sich die Beziehungen zwischen polnischen Juden und Nichtjuden in Tarnów unter der deutschen Besatzungsherrschaft gestalteten und welche Wirkung diese auf die Handlungsfähigkeit und die Entscheidungen der lokalen Bevölkerung hatte. Aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen fand der Vortrag als Stream statt. Die Aufzeichung ist online abrufbar.
Abgeschlossene Dissertationen im Wintersemester 2020/21 Im Wintersemester 2020/21 wurden drei am Arbeitsbereich Geschichte des OEI angesiedelte Dissertationen erfolgreich abgeschlossen. Jakob Stürmann schloss sein Dissertationsprojekt mit dem Titel "Blickwechsel – Das Europa der Zwischenkriegszeit aus der Perspektive osteuropäisch-jüdischer SozialistInnen" ab. Roland Borchers verteidigte seine Arbeit zu "Erinnerungen an Zwangsarbeit. Das Beispiel Polen" und Anne-Christin Klotz reichte ihre Dissertation mit dem Titel "Gemeinsam gegen Deutschland: Die jiddische Tagespresse in Warschau und ihr Kampf gegen die einsetzende Verfolgung von Juden in Deutschland 1933-1941" ein.
Kultur
Öffentlicher Gastvortrag und Buchpräsentation im Rahmen des Seminars „Graphisches Erzählen – Graphic Novel aus Mittel- und Osteuropa“ Am 15. Februar fand im Rahmen des Seminars „Graphisches Erzählen – Graphic Novel aus Mittel- und Osteuropa“ der öffentliche Gastvortrag „Risovannye istorii v Rossii“ (dt. „Gezeichnete Geschichten in Russland“) der russischen Künstlerin und Comic-Autorin Viktoria Lomasko statt. An der Veranstaltung nahm außerdem die russische Graphic Novel-Autorin Ol’ga Lavrent’eva teil und stellte dem interessierten Publikum ihre vieldiskutierte Graphic Novel „Survilo“ (2019) vor.
Novinki-Seminar in Kooperation mit dem FilmFestival Cottbus und der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder): Geschichtsbilder und Kriegsdarstellungen im osteuropäischen Film. Im Rahmen des Novinki-Seminars des WS 2020/21 besuchte der Kurs das 30. FilmFestival Cottbus. Auch in der digitalen Form bot uns die Sektion „Close up WWII“ einen facettenreichen Einblick in neue und alte osteuropäische Filmdarstellungen des zweiten Weltkriegs und eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit gegenwärtiger Erinnerungskultur und ihren Darstellungsverfahren, aber auch mit Erinnerungskonkurrenzen und Geschichtspolitik. Das Seminarprogramm wurde durch zwei in der Kooperation organisierte Rahmenveranstaltungen ergänzt, einen Filmabend zum Semester- und Seminarauftakt und eine Podiumsdiskussion im Rahmen des FFC zu „Traumata statt Heldenerzählung“. Im Nachgang der Seminardiskussion wurden von den Kursteilnehmenden filmkritische Rezensionen zu ausgewählten Festivalfilme verfasst, die in den kommenden Wochen auf novinki.de veröffentlicht werden.
Projektseminar zur Ausstellung „Russischer Impressionismus“ im Museum Barberini Im Wintersemester 2021 führte der Arbeitsbereich Kultur gemeinsam mit der Direktorin des Museums Barberini, Dr. Ortrud Westheider, ein Projektseminar zur Ausstellung „Russischer Impressionismus. Aufbruch zur Avantgarde“ durch. Auch wenn die Ausstellung aufgrund der Corona-Beschränkungen das gesamte Semester über nur virtuell zugänglich war, ermöglichte das Museum uns intensive Begegnungen mit den Exponaten, aus denen studentische Arbeitsprojekte zur post-impressionistischen Malerei Natal’ja Gončarovas, zum industriellen Impressionismus Konstantin Korovins und zu Kunsttransfers zwischen den französischen Impressionisten und Moskauer Mäzenaten enstanden.
Politik
Osteuropa-Institut auf der DGO-Jahreskonferenz Am 26. März 2021 fand die Jahreskonferenz der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde e.V. (DGO) im Online-Format statt. Das Thema der diesjährigen Veranstaltung war „Verflechtungen und Abhängigkeiten: China – Osteuropa – Europäische Union“. Das Osteuropa-Institut war auf der DGO-Jahreskonferenz durch den wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Abteilung Politik Sebastian Hoppe vertreten, der die Moderation des Panels „Blick in die Zukunft: Chinesisch-Russische Zusammenarbeit in den Bereichen Finanzen und Technologien“ übernommen hat.
Workshop on Russian and East European Politics Am 5. Februar 2021 wurde der Workshop „Russian and East European Politics” organisiert, in dem solche Themen wie Gesellschaft, Autoritarismus und Populismus und deren internationale Dimensionen sowie subnationale Politik in Autokratien diskutiert. Hier finden Sie das Programm des Workshops.
Soziologie
Digital Fellow Lecture mit Katharina Bluhm: "Die Neuerfindung des russischen Konservatismus. Akteure und Konzepte" „Restauration der Zukunft“ übertitelte ein „junger Konservativer“ 2005 seine „Prolegomena einer russischen Philosophie der Reaktion“. Diese Zukunftsausrichtung ist für einen politischen Konservatismus keineswegs neu oder Russland-spezifisch, enthält jedoch eine mehr oder weniger offene Spannung zwischen dem illiberalen Konservatismus als Projekt einer intellektuellen-politischen Bewegung und dem Vorrang der Herrschaftssicherung des Machtapparates. Der Vortrag geht dieser Spannung nach. Er fragt, inwieweit man von einer Bewegung sprechen kann und wie sich deren Beziehung zur Machtelite fassen lässt. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Schlüsselkonzepten, die wesentlich zu dieser Spannung beitragen.
„De-Radicalisation in Europe and Beyond: Detect, Resolve, Re-integrate“ Am 1. Dezember 2020 fand das Auftakttreffen des EU-Forschungsprojekts: „De-Radicalisation in Europe and Beyond: Detect, Resolve, Re-integrate“ statt, das gemeinsam mit der Glasgow Caledonian University und 16 weiteren internationalen Partnern durchgeführt wird und im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 „Governance for the future“ gefördert wird. Das OEI ist mit dem Teilprojekt „Mapping Stakeholders and Situations of Radicalisation“ beteiligt, das von Mihai Varga geleitet wird. Außerdem arbeitet Julia Glathe seit 1. April 2021 an dem Projekt mit. Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier.
Konferenz „Ageing in Europe“ Justyna Stypinska hat im Januar bei der Konferenz „Ageing in Europe“ teilgenommen und den Vortrag “Self-employment as a road to (more) agency? Life course perspective on mature entrepreneurs in Germany and Poland” gehalten. Mehr Informationen zur Konferenz hier.
Gespräch mit ehemaligem Großmufti von Albanien Am 12. Dezember 2020 diskutierten Studierende im Rahmen des Seminars `Religion, Integration, and Conflict` (Dr. Jochen Töpfer) mit Dr. Skënder Brucaj (KMSh), dem ehemaligen Großmufti von Albanien und Dozent an der Universität Beder, über Perspektiven des Beitrags von Religionsgemeinschaften zu gesellschaftlichem Zusammenhalt in Europa.
Vortrag bei der Südosteuropa-Gesellschaft Am 21. Dezember hielt Dr. Jochen Töpfer den Vortrag "Nord-Mazedonien: Entwicklungen und Erwartungen im und an den ewigen Beitrittskandidaten" im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Die Erweiterungspolitik der Europäischen Union" der Südosteuropa-Gesellschaft, Zweigstelle Duisburg-Essen. An der online durchgeführten Veranstaltung nahm eine hohe Zahl von Experten und Interessierten teil.
Volkswirtschaft
Erasmus-Programm Der vielfältige Hintergrund des Teams Volkswirtschaft spiegelt sich auch in zahlreichen Internationalisierungsabenteuern wider, die wir während des Corona-Lockdowns initiiert haben und die uns auf Trab hielten. Zu den ersten erfolgreichen Initiativen gehört das weltweite Erasmus-Programm: Dank des Einsatzes von Julia Zimmermann zusammen mit Stefanie Ritter von der Abteilung Internationalisierung konnten wir eine Finanzierung sichern, die es Studierenden und Dozenten ermöglicht, über das Jahr 2023 hinaus in die Ukraine, nach Georgien und Armenien zu reisen. Um das Leben am OEI so abenteuerlich wie möglich zu gestalten, beinhaltet diese neue Förderung nun auch eine Praktikumsförderung, so dass die in der Studienordnung geforderte Internationalisierungserfahrung erstmals mit einer tatsächlichen Förderung erfüllt wird. Sabine Pag und Julia Zimmermann haben das Erasmus-Europa-Programm weiter überarbeitet, um den unterschiedlichen Interessen gerecht zu werden. So wird das neue Austauschprogramm Osteuropastudien in westeuropäischen Ländern beinhalten.