75. Jahrestag des Ausbruchs des Warschauer Aufstands
Diskussion | 29.08.2019 | Polnisches Institut
2019 jährt sich der Ausbruch des Aufstands zum 75. Mal. Aus diesem Anlass ist im Polnischen Institut Zofia Romaszewska zu Gast. Die Tochter von Aufständischen erlebte die Gräuel des Aufstands als fünfjähriges Kind am eigenen Leib. Sie spricht mit der britischen Historikerin Dr. Joanna Hanson, Verfasserin der Analyse „The Civilian Population and the Warsaw Uprising of 1944“, über das Massaker an Zivilisten im aufständischen Warschau, den unschätzbaren Wert des Friedens und den hohen Preis, der immer wieder dafür gezahlt werden muss. Der Abend wird musikalisch mit Melodien aus der Aufstandszeit umrahmt. Der Warschauer Aufstand, der am 1. August 1944 ausbrach, war ein bewaffneter Aufstand gegen die deutsche NS-Armee, die Warschau besetzt hatte. Dieser Aufstand, organisiert von der Heimarmee – der während des Zweiten Weltkriegs operierenden Untergrundarmee des polnischen Untergrundstaates – war die größte bewaffnete Widerstandsbewegung gegen die nationalsozialistischen deutschen Besatzer in ganz Europa.
Während der zweimonatigen Kämpfe beliefen sich die Verluste der polnischen Truppen auf etwa 16.000 Tote, 20.000 Verwundete und 15.000 Gefangene. Durch Bombenangriffe, Artilleriefeuer, schwere Lebensbedingungen und vor allem durch ein Massaker seitens der Wehrmacht kamen darüber hinaus fast 200.000 Warschauer Zivilisten ums Leben. Infolge der Kämpfe der Aufständischen und des systematischen Abrisses der Stadt wurden die Stadtteile westlich der Weichsel fast vollständig zerstört. Nach 63 Tagen Kampfzeit, am 3. Oktober 1944, ergab sich die aufständische Armee. Der Warschauer Aufstand gilt als eines der wichtigsten und zugleich tragischsten Ereignisse in der jüngeren Geschichte Polens. Aufgrund der enormen Verluste an Menschenleben und materiellen Gütern wird die Frage nach der Legitimität der Entscheidung, mit dem Kampf zu beginnen, immer wieder diskutiert.
Zofia Romaszewska (geb. 1940 in Warschau) war Vertreterin der demokratischen Opposition in der Volksrepublik Polen und ist Menschenrechts-Aktivistin. Ihr Mann Zbigniew Romaszewski war Mitgründer des Komitees für Verteidigung der Arbeiter (KOR) – einer der wichtigsten Oppositionsorganisationen im kommunistischen Polen. Sie lebt in Warschau.
Dr. Joanna Hanson (geb. 1951 in Großbritannien) absolvierte ein Studium an der University of York und promovierte dort im Fach Geschichte. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in Mittel- und Osteuropa. 1971–73 war sie mit der Geschichtsfakultät der Universität Warschau und dem Institut für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften verbunden. Ihre Forschungsarbeiten aus dieser Zeit befassten sich mit dem Schicksal der Zivilbevölkerung während des Warschauer Aufstands.
Zeit & Ort29.08.2019 | 19:00 Uhr
Polnisches Institut
Burgstraße 27, 10178 Berlin