Revolutionäres Osteuropa. Eine Region in Zeiten strukturellen Wandels
Es sind nun schon beinahe 100 Jahre vergangen, seitdem die „Russische Revolution“ Entwicklungen anstieß, die bis heute ihre Wirkmächtigkeit behalten haben. Viele große Umbrüche im Ost- und Ostmitteleuropa des 20. Jahrhunderts wurzeln in der Doppelrevolution des Jahres 1917. Doch die Idee vom „Revolutionären Osteuropa“ weist über die bloße Verlängerung der russländischen Geschehnisse vor 100 Jahren hinaus. In kaum einer anderen Region der Welt sind im 20. Jahrhundert so viele strukturelle Veränderungen vonstattengegangen wie im östlichen Europa. Diese Umbrüche waren von oben oder von unten inszeniert, politisch oder gänzlich unpolitisch, friedlich oder gewaltsam, brachten den Wandel eines oder eines ganzen Bündels an Systemen mit sich. Revolutionäre Umbrüche konnten sich häufig als abrupt und unumkehrbar herausstellen. Doch auch langfristiger und nachhaltiger Strukturwandel war keine Seltenheit. Der moderne Revolutionsbegriff deckt stets beide Bedeutungen ab. Obwohl historische Umbrüche in Osteuropa gut erforscht sind, ermöglicht ein derart offenes und zeitgleich komplexes Verständnis von „Revolution“ all das zu thematisieren, was bisher verborgen geblieben ist. In den letzten 25 Jahren nach Ende des Ost-West Konflikts hat Globalisierung erhebliche Wirkungen auf den kulturellen und ökonomischen Wandel in Ost- und Mitteleuropa gehabt. Diese Globalisierungseffekte überlagern sich mit postsowjetischen Transformationen. Der Einfluss der EU Attraktion tritt hinzu. Ob im Rahmen dieser Entwicklungen überhaupt noch von einem Raum „Osteuropa“ gesprochen werden kann, bleibt fraglich. Der laufende Wandel, seine Ursachen und Auswirkungen sollen im Rahmen der LV auch unter diesen Aspekten beleuchtet werden. Die Lernwerkstatt bietet die Gelegenheit, sich dem Themenkomplex „Revolution“ in Form von praktisch angelegter Projekt-, Feld- und Forschungsarbeit zu nähern. Dabei sollen die Wesenszüge grundlegender struktureller Veränderungen am Beispiel einer Region, eines Milieus, einer Subkultur oder kollektiven Identitäten herausgearbeitet oder verglichen werden. Die interdisziplinäre Ausrichtung der Lernwerkstatt wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Projekten zu diesem Thema hervorbringen und die gesamte Bandbreite des „revolutionären Osteuropa“ aufzeigen.
Die Projekte:
- Treffpunkt Bunker – Tek Bunkeri
- Aussiedlerheim als Transitraum für (Spät-)Aussiedler
- Auf der Suche nach Identität und Zugehörigkeit- bulgarisch-mazedonische Grenzen
- Spuren einer Revolution - Die Ukraine nach dem Majdan
- Poland in Motion - Zivilgesellschaftlicher Widerstand am Beispiel des „Schwarzen Protests“
- Digitale Revolution in Estland
- 100 Jahre Russische Revolution
- Talking Walls - Urban Art in Armenia and Georgia
- Frauengesichter der Oktoberrevolution
- Erinnern an die Revolution! Erinnerungskulturen in Belarus und Russland
- Polen – Eine gespaltene Gesellschaft?
- Widerstand im sozialistischen Polen – Einfluss auf die Opposition in der DDR