Der Vietnamkrieg, demokratische Aufbrüche im Osten, die Niederschlagung des Prager-Frühlings, das Attentat auf Rudi Dutschke oder die Notstandsgesetze in der BRD: Die 1968er Jahre waren in vielerlei Hinsicht eine Zeit des Umbruchs. In zahlreichen Städten der Welt begehrten tausende Studierende gegen Autoritäten und überkommene Moralvorstellungen auf und forderten mehr Teilhabe und Mitbestimmung. Anlässlich des 50-Jährigen Jubiläum der 1968er-Proteste gab es zuletzt 2018 eine große Aufmerksamkeit auf das Erbe der Proteste. An der FU fanden etwa im Rahmen der 70-Jahrfeier der Universität Projekte und öffentliche Veranstaltungen statt. Die damalige „Studentenbewegung” war prägend für die politische Geschichte der alten Bundesrepublik. Wir möchten dabei unser Augenmerk auch deshalb auf das OEI legen, da es in der allgemeinen Öffentlichkeit eine eher untergeordnete Rolle etwa im Vergleich mit seinem großen Institutsnachbarn, dem OSI, gespielt hat. Besonders interessant ist das OEI nicht zuletzt deshalb, weil fast zeitgleich mit den 68ern die „Neue Ostpolitik“ unter Willy Brandt einsetzte. Unser Blick soll auf die Entwicklungen der 1968er-Studierendenproteste am OEI gehen. Übergeordnetes Ziel ist es dabei die individuellen Erfahrungen von Zeitzeu-g:innen mit der Forschung aus jener Zeit zu Verbinden. Haben sich die Veröffentlichungen vor und nach dem Ende der 60er-Jahre verändert? Lassen sich Tendenzen erkennen? Welche Entwicklungen gab es am Institut selbst? Wie haben ehemalige OEI-Studierende die Zeit wahrgenommen?

Anhand von Dokumenten, Protokollen und Zeitungsberichten möchten wir die historischen Überlieferungen und Entwicklungen innerhalb der Studierendenschaft am OEI kontextualisieren. Die Zeitzeug:innen-Gespräche sollen in Form von narrativen Interviews erfolgen und damit ein möglichst ungefiltertes Bild der Erfahrungen der GesprächspartnerInnen wieder geben, welches mit unseren Recherchen eingeordnet werden kann. Veröffentlicht werden sollen unsere Erkenntnis und O-Töne in Form einer Podcastreihe mit wechselnden Themen bzw. Gesprächspartner:innen für jede Folge, die möglichst viele Perspektiven abbilden sollen.