Roma
Unsere Gruppe behandelte das Thema der Transformation des Romabildes im wissenschaftlichen Diskurs in Osteuropa. Hierbei handelt es sich um ein bedeutendes, gesellschaftliches Problem, dem es in diesem Projekt mittels einer komplexen Untersuchung auf den Grund gegangen wurde. Der konstruktivistische theoretische Rahmen, der dem gesamten Projektkurs zugrunde liegt, eignet sich für diese Untersuchung besonders gut an, da hier ein Konstrukt des „Anderen“ betrachtet wird. Gleichzeitig bedeutet die Enthüllung des Mythos vom Anderen, dass in der Studie auch ein anderes Osteuropa (neu) erfunden wird.
Knapp 80% der laut Schätzungen der Weltbank sieben bis neun Millionen Roma leben in Osteuropa. Trotz der Vielzahl gelten sie als paneuropäische, transnationale Minderheit, weil sie in den einzelnen Nationalstaaten jeweils eine solche sind. Aufgrund ihrer Kultur und Traditionen werden die Roma als das „Andere“ und „Frem-de“ wahrgenommen, was das Osteuropa im Westen eigentlich selbst darstellt. Diese negative Wertung hat zu einer komplizierten Lebenssituation der Roma geführt, geprägt durch gesellschaftliche Exklusion, Diskriminierung und infolge dessen auch großer Armut. Grundlage für eine dauerhafte Verbesserung ihrer Situation ist das Verständnis nicht nur für ihre Kultur, sondern auch für die Art und Weise auf die sie von ihrem Umfeld wahrgenommen werden. In dem Projekt geht es deswegen nicht darum, die zahlreichen Probleme bezüglich der Integration und der möglichen Verbesserung der Lebensumstände der Roma zu analysieren, sondern lediglich um die Betrachtung der deskriptiven Seite. Die Studie beruht auf die These, dass um das „Eigene“ zu definieren, zuerst „das Andere“ konstruiert werden sollte.
Zusätzlich gilt es, den zeitlichen Aspekt zu berücksichtigen. Bei einer Betrachtung der Entwicklung des Roma-bildes in Osteuropa vor und nach der Transformationsperiode kann eine Dynamik festgehalten werden, die sich auf das Problem der umstrittenen Betrachtungsweise der Roma auswirkt und diese ebenfalls verändert. Denn gehörten die Roma schon unter dem sozialistischen Regime zu den am stärksten von Armut, geringen Bildungs- und Erwerbschancen betroffenen Bevölkerungsgruppen, hat sich diese Situation der Marginalisierung seit den 90er Jahren in manchen Ländern sogar noch verstärkt. Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel dieses Projekts, die Reflektion der osteuropäischen Transformation auf den Roma-Diskurs festzuhalten, und die wichtigsten Tendenzen in der Roma-Forschung aufzuzeigen.