Abtreibung auf der Flucht - Die prekäre Situation für geflüchtete Frauen aus der Ukraine in Polen
Seit 2020 wird der legale Rahmen für einen Schwangerschaftsabbruch in Polen durch konservative Kräfte zunehmend eingeschränkt. Doch spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar 2022 erhielt die Debatte um das Abtreibungsverbot in Polen neue internationale Aufmerksamkeit. Mit der Hoffnung, in ein sicheres Land zu flüchten, sehen sich vor allem auch immer mehr schutzsuchende schwangere Frauen aus der Ukraine vermehrt mit dem strikten Abtreibungsverbot in Polen konfrontiert. In Teilen verschiedener westlicher Gesellschaften sind es vor allem konservativen Kräfte, die die Debatte und den Zugang zu Abtreibungsmöglichkeiten im eigenen Land dominieren, wodurch zahlreiche Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen wollen, zunehmend innerhalb der eigenen Gesellschaft stigmatisiert werden. Die derzeit vorherrschende Situation macht es umso wichtiger, auf dieses Problem in Polen aufmerksam zu machen. Im Zuge unseres Projektseminars „Lebenswelten in Kriegszeiten“ werden wir uns mit der derzeitigen Debatte in Polen auseinandersetzen.
Im Rahmen dieser Projektarbeit, setzt sich unsere wissenschaftliche Arbeit mit der zentralen Fragestellung auseinander, inwiefern die aus der Ukraine nach Polen geflüchteten Frauen, die vor Ort eine Abtreibung vornehmen lassen möchten, in Polen auf Unterstützung treffen. Vor diesem Hintergrund gilt es folgende Fragen zu beantworten: Wer sind die Akteure, die sich vor Ort mit dieser Problemstellung beschäftigen? Auf Grundlage welcher Überzeugungen wird den Abtreibungswünschen wie begegnet? Unterscheiden sich hierbei staatliche von zivilgesellschaftlichen Akteuren?
Für die Beantwortung der Fragen sieht das methodische Vorgehen neben einer umfassenden Recherche zur Thematik auch die Durchführung von Experteninterviews vor. Dabei sollen polnische Aktivisten von NGOs und aus der Zivilgesellschaft sowie Akteure aus Politik und Kirche befragt werden. Die ausgewerteten Ergebnisse sollen am Ende des Projektes in einem umfassenden Artikel zusammengefasst und in einer deutschen und polnischen Zeitung veröffentlicht werden.
Unser Projekt zielt darauf ab, den betroffenen Geflüchteten eine Stimme zu geben und die Aufmerksamkeit auf die strikte Abtreibungspolitik in Polen zu lenken. Darüber hinaus soll auch anhand dieser problematischen Situation die gesamteuropäische Debatte um die Abtreibungspolitik angestoßen werden; auch um die Ambivalenz der Solidarität des polnischen Staates aufzuzeigen.