Projekt "Fakt und Affekt"
Graphische Aktion im Rahmen des Forschungsprojekts von Uljana Bychenkova und Anna Scherbyna am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin
News vom 08.06.2022
Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine hat eine statistische Seite, die tagtäglich in Opferzahlen, Truppenstärken, Fluchtbewegungen, Quadratmetern besetzten Geländes, Prozentsätzen zerstörter Infrastruktur und Konjunkturkurven angegeben wird. Er hat aber auch eine affektive Seite, die ungleich schwieriger zu erfassen ist. Im oft bemühten Begriff „humanitäre Katastrophe“ ist sie nur ansatzweise benannt.
In ihrem Projekt untersuchen Uljana Bychenkova und Anna Scherbyna die Artikulationsformen subjektiver Bewältigung der Kriegserfahrung. Im Mittelpunkt stehen dabei Selbstzeugnisse in sozialen Netzwerken, Briefen und Interviews mit Gebliebenen und Geflüchteten. Die Forschungsarbeit mit diesen Zeugnissen verläuft experimentell an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. So kann ein Erfahrungswissen über den Krieg erschlossen werden, das der zahlenbasierten Analyse fremd bleibt.