Statement zu Berg-Karabach
News vom 09.10.2023
Das Zentralinstitut Osteuropa-Institut (OEI) der Freien Universität Berlin verurteilt aufs Schärfste die militärische Aggression Aserbaidschans gegen die Enklave Berg-Karabach am 19. September 2023, die mehrere hundert Opfer forderte und derzeit die gesamte armenische Bevölkerung der Region in eine Zwangsflucht führt. Dies erinnert an die ethnische Säuberung nichtmuslimischer Minderheiten in Anatolien vor einem Jahrhundert und an den Völkermord an den Armeniern im Jahr 1915 selbst, das erste Massenverbrechen gegen die Menschlichkeit aufgrund ethnischer und religiöser Merkmale. Wir bedauern die Vertreibung der jahrhundertealten armenischen Kultur aus Berg-Karabach, die derzeit vom aserbaidschanischen Regime durchgeführt wird.
Als Institut verstehen wir, dass territoriale Souveränität eine der Grundregeln der internationalen Beziehungen ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir schwere Verletzungen der Menschenrechte von Minderheiten, wie sie im europäischen und internationalen Recht verankert sind, nicht verurteilen sollten.
Diese Ereignisse stellen unsere Perspektiven als Wissenschaftler der Region in Frage und rufen zur Solidarität mit den leidenden Flüchtlingen aus Berg-Karabach in Armenien und Europa auf. In dieser postimperialen Welt werden wir gegen alle Bemühungen von Staaten stehen, das menschliche Leben und die Menschenwürde aus Profitgründen oder nationalistischer Agendasetzung zu trivialisieren. Unsere Gedanken sind bei den Opfern militärischer Aggression und ihren Familien und wir bekunden unsere Bereitschaft, uns an Initiativen zur Unterstützung der Flüchtlinge zu beteiligen.