Nachruf auf Witold Kośny (1937-2022)
News vom 19.12.2022
Im Oktober dieses Jahrs verstarb Witold Kośny, von 1985 bis 1995 Professor für Slavische Literaturen am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin.
Witold Kośnys Lebensweg ist eng mit Berlin verbunden – dass er eben dort Professor für Slavische Literaturen werden sollte, schien jedoch wenig wahrscheinlich, als sich Witold Kośny nach dem Abitur 1956 zu einem Studium der Physik, Chemie und Mathematik an der TU entscheidet. Vier Jahre dauert es, bis er sich 1961 entschließt, zu den Geisteswissenschaften zu wechseln und an der FU Berlin ein Studium der Slavistik und der Osteuropäischen Geschichte aufzunehmen, das er 1966 mit einer Promotion über „Das Deutsche Volksbuch vom Kaiser Octavian in Polen und Rußland“ abschließt. Nach Assistenzen und Lehrstuhlvertretungen u.a. in Konstanz und Amsterdam, kehrte er 1986 als Professor an das Osteuropa-Institut der Freien Universität zurück – in einer Zeit gravierender Veränderungen in Osteuropa.
Konsequent hat Witold Kośny die Transformationsepoche in Forschung und Lehre begleitet. An der FU rief er gemeinsam mit Kollegen das Graduiertenkolleg „Die Umgestaltung der gesellschaftlichen Systeme in Ost- und Südosteuropa seit den 80er Jahren“ ins Leben.
Dessen erste Förderphase gestaltete er aktiv mit, doch 1995 verlässt er die Freie Universität, um einem Ruf an die Universität Rostock zu folgen und mit größtem Engagement das dortige Institut für Slawistik neu aufzubauen. In Rostock bleibt Witold Kośny bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2003.
Das Osteuropa-Institut lud ihn zuletzt im Sommer 2022, wenige Monate vor seinem Tod, ein, anlässlich des 70. Jahrestags der Institutsgründung über seine Zeit am OEI zu sprechen. An diesem Gespräch konnte Witold Kośny aus gesundheitlichen Gründen schon nicht mehr teilnehmen. Er bleibt am Osteuropa-Institut unvergessen.